Notfallseelsorge
Wozu Notfallseelsorge? - Wozu Krisenintervention?
Menschen werden durch plötzliche Ereignisse aus dem Lebensrhythmus geworfen. Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst,
Polizei oder Katastrophenschutz werden mit solchen und anderen Ereignissen, die u.U. auch ihr eigenes Leben bedrohen,
konfrontiert und müssen helfen. So kann geschehen:
Brand in einem Mehrfamilienhaus: Obwohl niemand körperlich zu Schaden gekommen ist, sind die etlichen Bewohner völlig aufgelöst. Wer kümmert sich um sie, ist Ansprechpartner für ihre Fragen, redet mit ihnen über ihre Ängste?
Tödlicher Verkehrsunfall: Wer hilft den Polizeibeamten, die Todesnachricht zu überbringen? Wer steht den Angehörigen bei in der Krise, in die sie durch den plötzlichen Verlust geraten? Wer spricht mit den Feuerwehrleuten, den Polizeibeamten und dem notfallmedizinischen Personal und hilft ihnen, ein solches Erlebnis angemessen zu verarbeiten?
Verkehrsunfall: Während der Vater/die Mutter/beide Eltern mit z.T. erheblichen Verletzungen in ein Krankenhaus abtransportiert werden, bleibt ein Kind an der Einsatzstelle zurück. Wer betreut das Kind, spricht und spielt mit ihm, bis geklärt ist, wer sich um es kümmert?
Plötzlicher Kindstod: Wer bleibt bei der Mutter/den Eltern, bis weitere Angehörige eintreffen?
Erfolglose Reanimation: Wer bleibt beim Ehepartner, wenn der Notarzt sich wieder freigemeldet hat und der Ortspfarrer nicht erreichbar ist. Wer redet mit ihr/ihm über das, was hinter und vor ihr/ihm liegt?
Identifizierung eines Toten: Wer begleitet die Angehörigen bei diesem schweren Gang?
Wer hilft den Helfern, wenn ihnen Einsätze an die Nieren gegangen sind, sie bestimmte Eindrücke nicht mehr loswerden und unter Schlaf- oder Konzentrationsstörungen leiden?
Das Ziel
Ziel der Notfallseelsorge / Krisenintervention ist eine schnelle und unbürokratische psychosoziale Hilfeleistung zur
Vermeidung oder Verringerung weiterer Schäden. Die Hilfeleistung besteht darin, Menschen in Akutsituationen
Solidaritätsangebote zu machen, erste Verarbeitungshilfen zu suchen und weiterführende Hilfsangebote zu vermitteln.
Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit allen am Einsatzgeschehen beteiligten Organisationen, mit Behörden, Ärzten
und Psychologen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Kirchengemeinden und anderen sozialen Diensten.
Die Umsetzung
Seit 1994 gibt es im Saarland "Notfallseelsorger", die im Bedarfsfall über Funkmelder alarmiert werden. Bei
Wohnungsbränden, Einsätzen mit Toten, Verkehrsunfällen, Suizidversuchen, sowie zur Überbringung von Todesnachrichten
wurden sie hinzugezogen, um Betroffenen oder Angehörigen in dieser Krisensituation beizustehen und auch den
Einsatzkräften bei der Verarbeitung belastender Eindrücke zu helfen. Durch die Mitarbeit von Nichtseelsorgern,
aber christlich orientierten Personen wurde die Bezeichnung Notfallseelsorge durch "Krisenintervention" zum
Begriff: "Arbeitsgemeinschaft Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland" (kurz: AG NFS/KI) erweitert.
Trägerschaft
Die "Arbeitsgemeinschaft Notfallseelsorge und Krisenintervention im Saarland" ist eine ökomenisch orientierte
Einrichtung der christlichen Kirchen in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, den Rettungsdiensten und dem
Katastrophenschutz.
Einsatzgebiete
Städte und Gemeinden des Saarlandes sowie auf Anforderung auch außerhalb des Landes
Einsatzmöglichkeiten
Notfallsituationen jeglicher Ursache, bei denen menschlicher Beistand und eine psycho-soziale Hilfeleistung
erforderlich sind, gemäß den Möglichkeiten der Notfallseelsorge und Kriseninterventionen in den Landkreisen.
Dies sind z.B.
Betreuung von Einsatzkräften bei und nach belastenden Einsätzen
SBE-Einsatznachgespräche (SBE = Streßbewältigung nach belastenden Ereignissen)
Einzelgespräche für traumatisierte Einsatzkräfte
Schulungen und Seminare für Einsatzkräfte bzw. Übernahme von Ausbildungseinheiten
Betreuung körperlich nicht geschädigter Notfallbeteiligter (z.B. nach einem schweren Arbeitsunfall, einem Verkehrsunfall mit Todesfolge, einem Wohnungsbrand, einem Gewaltverbrechen oder bei Beteiligung von Kindern)
Begleitung von Polizeibeamten beim Überbringen von Todesnachichten, Betreuung der Angehörigen
Betreuung des/der Betroffenen oder der Angehörigen nach Suizidversuch/Suizid
Betreuung der Geschädigten bei einem Wohnungsbrand
Betreuung der Eltern nach plötzlichem Kindstod
Betreuung von Angehörigen während einer Reanimation oder nach deren erfolglosem Abbruch. (In diesem Fall wird zunächst versucht, den örtlichen Pfarrer zu benachrichtigen; ist dieser nicht erreichbar, kommt ein Mitarbeiter des NFS/KI vor Ort.)
Begleitung von Angehörigen bei der Identifizierung einer Leiche
Vermittlung weiterführender Hilfsangebote
Alarmierung
Die Alarmierung des Mitarbeiters der Notfallseelsorge bzw. der Krisenintervention erfolgt durch die
Feuerwehr-Einsatzzentralen der Landkreise, des Stadtverbandes bzw. der Stadt St. Wendel oder durch die
Rettungsleitstelle.
Mitarbeiter
Die Mitarbeitenden der "Arbeitsgemeinschaft Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland" sind in einer
Liste aufgeführt, die regelmäßig aktualisiert wird, und die allen Einsatzzentralen und Trägern vorliegt.
Voraussetzung
Voraussetzung zur Mitarbeit in der "Arbeitsgemeinschaft Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland" sind:
persönliche Eignung
Erfahrung auf dem Gebiet der Gesprächsführung
Teilnahme an einem Grundkurs "Streßbewältigung nach belastenden Ereignissen" (Einführung in die Psychotraumatologie, Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung, Maßnahmen zur Streßbearbeitung nach dem Modell CISM/SBE)
Mitgliedschaft in einer Rettungsorganisation (Feuerwehr, DRK, JUH, Malteser, THW,...)
Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme an interner Supervision und Reflexion
Teilnahme an Fortbildungsangeboten der Arbeitsgemeinschaft oder anderer Anbieter
Aus- und Fortbildung
Es wird angestrebt, innerhalb der AG NFS/KI regelmäßige Aus- und Fortbildungsveranstaltungen anzubieten. Darüberhinaus
wird über Angebote anderer Einrichtungen/Organisationen informiert.
Links
• Notfallseelsorge im Landkreis St. Wendel